Back in Yangon! Ich bin gespannt, wie sich Myanmar in den letzten zwei Jahren verändert hat. Unser Flug heute ist einer der ersten, der im neuen, ziemlich noblen Airportgebäude ankommt. Ansonsten fällt auf, dass der Straßenverkehr deutlich zugenommen hat. Inszwischen herrscht auch auch hier ein dauerndes Hupkonzert und als Fahrstil hat sich zu irgendwas in der Mitte zwischen Bangkok und Jakarta entwickelt.

Yangon

In der Sule-Pagode hat Thaddäus verstanden, warum und vor allem wie ein Buddhist, seinen Wochtentagsbuddha wäscht:

Yangon

Ansonsten schauen wir im alten Colonialviertel vorbei um dann ein Abendessen in Chinatown zu genießen. Am Trubel hat sich nichts geändert und auch fantastisch zu Essen geht immer noch!

Yangon

Gerüchteweise wird das Patpong-Viertel mit der Reperbahn in Hamburg verglichen, was die Hamburger betreffend aber als Frechheit bezeichnet werden darf. Tatsächlich sind es mehr oder weniger zwei Parallelstraßen, die sich durch einen äußerst schlechten Touri-Markt und zugegebenermaßen äußerst lustigen, höchst unseriösen Angeboten auszeichnen. "Lookieeeee Lookieee Okaaaay!" gefiel mir besonders gut während einem ein Menü mit verschiedenen Angeboten von Pingpong, Banana, Cigar smoking, ... -Show unter die Nase gehalten wird. Insgesamt aber eher eine traurige Veranstaltung. Flair und "normales" Nachtleben sind eher Fehlanzeige.

Heute Vormittag gings dann per Longtailboot durch die Khlongs. Ein hübscher Ausflug in die noch vorhandenen Kanäle und dem Leben daran.

Bangkok
Bangkok

Und dieser dicke Zeitgenosse hat sogar unseren Bootsführer beeindruckt:

Bangkok

Mittags in Little India ging es erst noch durch mehrere Märkte und Indian Shops bis wir in einem Hinterhof ein kleines indisches Restaurant ausmachten.

Bangkok

Unsere Tochter, deren Begeisterung für thailändisches Essen sich bisher eher zurückhielt, war unglaublich glücklich. Umgeben nur von Indern und direkt neben dem Betelstand, der immer wieder Kunden versorgte, war das Essen aber auch definitiv ein Highlight.

Thaddäus Highlight war dann später dafür eine Thaimassage, die er unglaublich genoss.

Neulich habe ich mich noch darüber unterhalten, ob es ausreicht nur 45 min vor Abflug einzuchecken. In Frankfurt haben wir's dann, dank einer kapitalen Zugverspätung, mit nur 40 Minuten vorher ausprobiert. Klappt, auch wenn der Schalter gerade geschlossen werden sollte.

In Bangkok angekommen, müssen wir zunächst ein paar Stunden Schlaf nachholen, bevor es auf Tour geht. Ständig wird man von Tuk-Tuk-Fahrern angesprochen, die einen alle zum Biiiiiig Buddha bringen wollen.

Bangkok

Lustigerweise scheint das die einzige Sehenswürdigkeit zu sein, die sie im Angebot haben. Und weil heute ein special (ist klar...) "Buddha Celebration Day" ist, fahren sie einen für nur 40 Baht (1 Euro) überall herum. Nur dass man dann ständig in irgendwelche Läden geführt wird, wo der Besuch dem Fahrer Tankgutscheine beschert. Einmal Tuk-Tuk muss schon sein, daher haben wir eine kleine Runde und einen nervigen Schneiderbesuch mitgemacht uns artig bedankt und dann wieder auf eigene Faust durchgeschlagen.

Kurz vor unserem ersten Guss:

Bangkok

Für's Bangkoker Nachtleben, waren wir gestern dann doch noch zu gerädert und verschieben das auf heute abend.

Mehr oder weniger zufällig kommen wir am nächsten Morgen auf dem Weg zum Palast auch in der Khao-San Road durch. Tagsüber völlig harmlos, aber trotzdem mit verrückten Leuten und Läden schon ganz lustig anzuschauen. Am besten gefiel mir ein Straßenstand, der alle möglichen Führerscheine und Ausweise im Angebot hatte. Ich wollte mir schon fast einen kalifornischen Führerschein machen lassen, auf dem ich einige Jahre jünger bin ;-D

Der Palastbesuch hat uns dann leicht überfordert. Die Menschenmengen (vor allem gigantische chinesische Reisegruppen) und die Größe der Anlage hatten wir so nicht auf dem Schirm. Fast noch lustiger als der Tempel und Palast sind die vielen Leute, die unglaublich lustig für Fotos posieren.

Bangkok
Und auch Thaddäus ist heute wieder extrem gefragt:
Bangkok

Am Nachmittag per Boatbus nach Chinatown schien die falsche Uhrzeit zu sein. Als wir zwischen 16 und 17 dort ankamen, war auf den Straßen nur noch mäßiger Trubel und viele Stände packten gerade ihre Waren ein oder hatten schon geschlossen.

Früh übt sich:

Bangkok

Trotzdem war noch ein gewisses Flair zu spüren, dass sich dann nochmals intensivierte, als wir unseren zweiten Tropenguss miterlebten. Gerade auf der Straße beim Essen, fing es innerhalb weniger Minuten an wie aus Kübeln zu schütten. Aber gerade diese Athmosphäre, gedrengt unter Sonnenschirmen und Planen mit unglaublich leckerem und höllisch scharfen Essen, hat dem Abend das besondere Extra gegeben.

Bangkok

Die Kinder wollen jetzt freiwillig!!! schlafen gehen, so dass wir uns mal auf den Weg nach Patpong machen können.

Hier kommt nun mein letzter Bericht aus dem Iran. Inzwischen sitze ich bei meinem Gastgeber in Teheran auf dem Sofa und warte auf mein Taxi zum Flughafen. Den Tag haben wir uns noch ein paar Ecken von Teheran angeschaut und gleichzeitig das obligatorische Erwerben von Mitbringseln erledigt.

Am letzten Tag in Tabriz bin ich zusammen mit Ali noch nach Jolfa gefahren und von dort entlang der aserbaidschanischen Grenze zum Kloster St. Stephanos.

Aserbaidschanische Grenze bei Jolfa
Aserbaidschanische Grenze bei Jolfa

Er war heilfroh ein Programm für den Freitag zu haben. Ansonsten bestand akute Gefahr, dass seine Mutter ihn verpflichten könnte, an den jährlichen Großputzaktionen für das bevorstehende Nouruz-Fest (iranisches Neujahr) teilzuhaben.

St. Stephanos Kloster bei Jolfa

Zum Kloster muss ich nicht viel sagen: Die Gebäude, die Lage und die umgebende Landschaft sind der Hammer. Zum Abschluss gab es dann noch einmal Picknick Iranian Style. Dort wo schon andere Picknicken muss es gut sein, dann noch ein Feuer gemacht und von Muttern in Safran und Zwiebeln eingelegtes Hühnchen gegrillt. Großartig! 

Aserbaidschanische Grenze bei Jolfa

Als Fazit kann ich sagen, dass ich mich auf meinen Reisen nirgendwo sicherer und willkommener gefuehlt habe. Das Land bietet eine unglaubliche Vielfalt and Sehenswurdigkeiten, Natur und pulsierenden Staedten. Folgendes Zitat spiegelt die Erwartungen der naechsten Generation Iraner glaub ich ganz gut: "Hast Du den Neubau der Freitagsmoschee gesehen? Ich wuenschte sie wuerden eine Diskothek und Bars dort errichten."

 Fahrt in den Iran, ueberzeugt Euch selbst!

Stolz präsentiert mir Ali das Schild, das Tabriz 2015 als Teppichhauptstadt adelt. Die Vielfalt des hier Angeboteten ist tatsächlich erschlagend aber nicht alles, was die Iraner oder besser gesagt Aserbaidjaner, die hier hauptsächlich leben, abfeiern, erschließt sich mir. Nomadische Satteltaschen, die zu Teppichen aufgearbeitet werden oder "antike" Beutel für Tabakpfeifen, die ich zu Hause wohl einfach entsorgen würde, weil sie zu lumpig aussehen, werden hier als Kunstwerke gehandelt. Bei einem erneuten Rundgang, diesmal mit dem Schwerpunkt "evt. Teppich fürs Arbeitszimmer finden" lerne ich viel über die Unterschiede zwischen Nomaden-, Dorf-, "Town"- und "City"-Teppichen, Wollqualitäten, Färbemitteln, Designs, ... Immer wieder fragen wir nach Preisen für Teppiche und wechseln vom Englischen ins Deutsche, wenn es darum geht das Angebot zu beurteilen. Ali verrät mir, dass ihn viele der Teppichhändler unterschätzen, da er mit seinen 32 Jahren eigentlich noch keine echte Ahnung zur Beurteilung von Teppichen haben dürfte. Familiär bedingt, bringt er wohl mehr Expertise mit als erwartet, und so entlarvt er manches Angebot als Beschiss.

Falls ich diese beiden Herren noch nicht vorgestellt habe: Chomeini und Chamene’i. Stets präsent an jedem Park, öffentlichem Gebäude und auch sonst überall.

Tabriz

Mehrstufig abgesetzte Minarette an der Freitagsmoschee:

Tabriz

Meine Fahrt nach Kandovan an Nachmittag hab ich kräftig versemmelt. Zunächst wurde ich mehrfach in die falsche Richtung für den Minibus nach Osku geschickt. Dann hab ich den richtigen Ausstieg aus dem Stadtbus verpasst, musste ziemlich lange warten, bis der Minibus gefüllt war und endlich abfuhr und schließlich hab dann wohl eins der ältesten Taxen in Osku erwischt, dass mich nach Kandovan in die Berge bringen sollte. Die Türgriffe im Taxi sahen so aus, wie die herrlich eckigen, verchromten Griffe unserer 70er Jahre Küche als ich klein war, und die Leistung des Motors um bergaufzukommen, entsprach wohl auch eher dem Standard dieser Zeit. Statt nur eine Stunde unterwegs zu sein, brauchte ich 2,5 Stunden und habe den Sonnenuntergang um 10 Minuten verpasst. Herausgekommen ist gerade noch dieses absonderliche Foto, auf dem die untergegangene Sonne den schneebedeckten Gipfel hinter dem Dorf zum Glühen bringt.

Kandovan

Mit dem Rest Tageslicht schaffe ich es aber zumindest doch noch das Dorf zu erkunden.

Kandovan

Der Rückweg verlief dann genau umgekehrt und in noch nicht einmal einer Stunde war ich zurück in Tabriz. Entgegen aller Erwartung und Erfahrung hat uns der Fahrer des Sammeltaxis nicht einfach am ersten Kreisel in Tabriz rausgeschmissen, sondern noch bis zur jeweils benötigten Kreuzung gefahren.

40.000 Menschen starben und über 90% der Gebäude wurden 2003 beim Erdbeben in Bam zerstört. Einst neben Persepolis das Highlight Irans mit der 2500 Jahre alten Zitadelle Arg-e-Bam, ist die Stadt zwar inzwischen wieder auferstanden, viele Touristen kommen aber nicht mehr hierher. Die Restaurationen dauern immer noch an und werden das wohl auch noch auf Jahre.

Arg-e-Bam

Vom Bam mache ich mich alleine auf den Rückweg nach Kerman - mein Flieger nach Tabriz geht am nächsten Morgen. An der Taxistation dauert es zunächst eine Weile bis genügend Mitfahrer gefunden wurden. Am Ende sind wir dann sogar einer zuviel und ich teile mir den Beifahrersitz zunächst mit einem Iraner. Nach 50 km bestehen die restlichen Insassen aber darauf, dass einer mit mir den Platz auf der Rückbank zu tauscht - nicht zuletzt aus Angst vor Polizeikontrollen, die den Fahrer wahrscheinlich in noch größere Nöte gebracht hätten, wenn ein Tourist an derartigen Aktionen beteiligt wär.

Mohammed, der einzige Mitfahrer, der einigermaßen fließend Englisch spricht, hat dann auch zugegeben, dass er sich nur noch mit reinquetschen wollte, um sich mit mir unterhalten zu können. Die iranische Gastfreundschaft kennt tatsächlich keine Grenzen, denn als er erfuhr, dass ich noch kein Hotel für die Nacht hatte, bestand er darauf, dass ich bei ihm übernachte. Die ganzen Verabredungen zu koordinieren wurde dann langsam kompliziert, schließlich hatte Mustafa bereits zweimal angerufen, um sicherzustellen, dass wir uns am Abend noch trafen.

Kerman

Mohammed betreibt einen Shop für Filme, Musik und Computerspiele, das er alles aus dem Internet runterlädt und dann auf Nachfrage in seinem Shop auf DVD brennt. Seine Bibliothek ist ganz beachtlich. Wir schauen noch einen Moment den Anfang von "The Revenant" mit persischen Untertiteln bis dann schließlich auch Mustafa zu uns stößt. Bei der Organisation meines Transports zum Flughafen am nächsten Morgen um fünf, habe ich sowieso nichts mehr mitzureden. Beide erklären mir, dass es um diese Zeit sowieso kein Taxi gibt und Mustafa mich nach dem Morgengebet abholt.

In Tabriz angekommen, habe ich bereits fünf Anrufe in Abwesenheit - so langsam verliere ich den Überblick über meine iranischen Bekanntschaften. Zumal immer mal wieder ein Freund eines Freundes anruft und mir anbietet mich z.B. durch Shiraz zu führen. Die Enttäuschung ist dann immer groß, wenn ich verkünden muss, dass ich bereits weitergereist bin.

Auch in Tabriz dauert es nicht lange, bis mich jemand gefunden hat, um mich im Bazaar und drumherum umherzuführen. Ali, ein angehender Jurist und Betreiber eines Shops für antike Nomadenteppiche, zeigt mir alle Bereiche des bisher schönsten Bazaars und gibt mir mal wieder viele Tipps, um auch die Gegend um Tabriz zu erkunden.

Das einzige, was er mir vorenthalten hat, waren die Teppiche in seinem Geschäft:

Tabriz

Bazaar und blaue Moschee:

Tabriz
Tabriz
Tabriz

Allen Iranern, die ich bisher getroffen habe, ist aber gemein, dass sie immer wieder ihre fünf Minuten kriegen, in denen durchkommt, dass die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation sie ganz schön runterziehen kann. Weiterhin ist es ihnen stets ein Herzensanliegen, dass die Menschen in anderen Ländern verstehen, dass der Iran ein äußert sicheres Reiseland ist, sie nichts mit Isis zu tun haben, sie keine Fundamentalisten sind und sie alles dafür tun werden, dass sich Besucher hier wohlfühlen. Und auch ich kann bestätigen, dass ich mich auf keinen meiner Reisen so sicher und willkommen wie hier gefühlt habe.

Mustafa, der Orangen-Englischlehrer, holte uns heute morgen ab, um uns zu einem neu eröffneten Garten in der Nähe von Kerman zu fahren. Nach über 100 Jahren verwildert, wurde die Anlage komplett saniert und neu anglegt. Wenn in ein paar Jahren die Bäume und Pflanzen etwas gewachsen sind, wird das bestimmt ein wunderbarer Ort.

Kerman

Interessant war der "Manager" des Ortes, der uns stolz seine dort gezogenen Heilkräuter präsentierte. Dieser Tisch, war für mich definitiv das Highlight dort.

Kerman
Kerman

Jeder Ort hat seine eigene Art um die Märtyrer des Irakkrieges zu verehren. Häufig sieht man Schilder mit Fotos bei der Einfahrt in den Ort, die in der Mitte der Straße in einer Allee angeordnet wurden, machmal wurden Schreine mit Fotos eingerichtet und hier in Ekhteyarabad wurde der Eingang der Moschee mit Abbildern von den Opfern dieses Ortes gekachelt.

Kerman

Zum Mittagsgebet wurden wir mit in die Moschee genommen und dort stolz den anderen Gemeindemitgliedern präsentiert. Die Anzahl der Einladungen zum Mittagessen, ließen sich kaum noch zählen. Jedoch ließ der Zeitplan dergleichen leider nicht zu. Sowohl Mustafas Tochter musste noch aus der Schule abgeholt werden, als auch wir sollten um zwei von einem Taxi abgeholt werden, um in die 150km entfernten Kaluts zu fahren.

Die Kaluts gelten als einer der heißesten Orte der Erde, in denen es im Sommer bis zu 60 Grad werden sollen. Und auch zum Ende des Winters war es dort mit fast 30 Grad schon ungewöhnlich warm. Unser junger Fahrer, der sich Geld zum studieren damit verdient, riss die Anlage mit Metallica voll auf und so ging es durch die Berglandschaft rund um Kerman. Für ihn war die Fahrt wohl auch ein echtes Highlight. Den Weg zu den Kaluts mussten wir gemeinsam austüfteln und dort war er mindestens so begeistert wie wir und immer wieder sollten wir Fotos von ihm aufnehmen.

Kaluts
Kaluts

Anschließend setzen wir uns noch in ein Sawari (eine Art "shared Taxi" um Städte zu verbinden) nach Bam und fuhren die fast 200 km in rekordverdächtigen 1,5 Stunden. Der Bus hätte doppelt so lange gedauert, und bei einem Preis von 3€ pro Person kann man auch nicht meckern.

Endlich komme ich dazu mir auch Shiraz selber anzuschauen. Im Innenstadtbereich rund um den Shah-e-Cheragh gibt es einiges zu sehen. Etwas anstrengend ist der Besuch des Shah-e-Cheragh Komplexes mit seinem Schrein und der Moschee. Touristen werden nur mit Führung reingelassen, egal ob man nur ein wenig im Innenhof sitzen will oder sich etwas anschauen möchte. Stets wird man von einem Führer zum nächsten weitergereicht, wobei das alles junge Gläubige sind, die dort Freiwilligendienst ein paar Stunden in der Woche leisten. Ihre konservative Einstellung hört man immer wieder raus, sei es dass sie sich darüber aufregen, dass im Libanon Alkohol nicht verboten ist, oder sie einem propagandistischte Grußbotschaften an die Jugend in den westlichen Ländern in die Hand drücken. Nach einem Tag umherwandern hat man dann allerdings auch alles wichtige in Shiraz gesehen.

Shiraz
Andrang zu den Parlamentswahlen:
Shiraz

Mein urspünglicher Plan war ja, an den persischen Golf zu fahren und dort Bandar Abbas und Qeshm Island anzuschauen. Zugunsten von Kerman und einem Abstecher doch noch in den Norden, habe ich meine Pläne dahingehend jedoch geändert. Der Franzose, mit dem ich schon in Shiraz unterwegs war, fand die Idee mit Kerman auch ganz verlockend und gemeinsam ging es dann mit dem Nachtbus nach Kerman. Touristen haben wir hier heute keine weiteren gesehen. Die meisten beschränken sich tatsächlich auf die Hauptroute Teheran, Isfahan, Yazd und Shiraz. Die Menschen hier erscheinen dafür noch hilfsbereiter und freundlicher, falls das überhaupt möglich ist. Selbst auf dem Bazaar kann man keine Orangen kaufen, ohne dass man gleich von jemandem angesprochen wird, ob man Hilfe benötigt. Manchmal möchte man einfach sagen: Ich bin schon groß, ich kann das alleine. Aber so sind sie halt hier.

Der Orangenkauf stellte sich dann auch als gar nicht so einfach heraus. Nachdem ich eigentlich alles geregelt hatte und für meine fünf Blutorangen umgerechnet 50 Cent bezahlt habe, fiel dem iranischen Englischlehrer, der jetzt nicht mehr von unserer Seite wich, nach 100m auf, dass ich zuviel bezahlt hatte. Er nahm mir also die Orangen aus der Hand, hastete zurück, beschimpfte den Händer wild, schmiss ihm die Orangen zurück auf den Tisch und verlangte die bezahlten 2000 Toman zurück. Jetzt wurden an jedem weiteren Stand die Orangen auf ihre Qualität gecheckt und nach gefühlten 20 Minuten durfte ich endlich fünf andere für 1200 Toman (30 Cent) in Empfang nehmen. (Wir müssen erwähnt haben, in welchem Hotel wir übernachten, denn gerade eben hat er hier angerufen und uns für morgen verpflichtet mit ihm die Gegend hier weiter zu erkunden.)

Bunte Küken gibts übrigens auch in Kerman:

Kerman

Keine halbe Stunde später, wir besichtigten gerade die große Moschee, sprach uns ein 19-jähriger Student an, ob wir denn Hilfe benötigen und was wir noch vorhaben. Wir erzählten, dass wir gleich zum Bus nach Mahan wollten und schon war es nicht mehr möglich, alleine den Weg zur Busstation zu suchen. Email-Adressen und Telefonnummern mussten natürlich auch noch vor der Abfahrt ausgetauscht werden.

Kerman
Kerman
Mahan

Die Preise für öffentliche Verkehrsmittel sind so unglaublich günstig. Für 25 Cent / Person kann man ins 45km entfernte Mahan fahren. Das Gegenteil sind die Eintrittspreise, die häufig in keinem Verhältnis für die gebotene Sehenswürdigkeit stehen. Beispielsweise konnte man Persepolis für ca. 5 Euro besichtigen, wo man sich mehrere Stunden aufhalten kann. Genausoviel kostet aber auch manches Museum, alter Garten oder antike Badehaus, dass man sich gerade mal 10 Minuten anschaut.

Auch der heutige Tag läuft wieder anders als geplant. Diesmal ist es ein Iraner, der mich fragt, ob ich mit nach Firuz Abad fahren will. Er hat gerade selber ein paar Tage frei und schaut sich hier die Gegend an. Solche Gelegenheiten lässt man sich natürlich nicht entgehen und gemeinsam mit dem französischen Traveller fahren wir also in die Nomaden-Gegend, inklusive Picknick "iranian style" im Schatten hinter einem Elektrohäuschen mit Samosa, Fladenbrot, Kümmelkäse, Pistazien und natürlich Tee. Heißes Wasser dafür kann man fast überall finden. Am Straßenrand gibts immer wieder Verkaufsstände, wo man sich für ein paar Cent eine Thermoskanne davon holen kann.

Am frühen Morgen war aber zunächst das Licht in der Nasir-al-Molk Moschee zu bestaunen.

Shiraz - Nasir-al-Molk Moschee

In Firuz Abad finden sich wieder jede Menge archäologische Ruinen, aus der Sassanischen Ära (3. Jahrhundert). In einigen davon findet man mit etwas Glück sogar glasierte Tonscherben, die angeblich aus der Zeit stammen.

Firuz Abas

Von den Nomaden war allerdings nicht viel zu sehen. Wie uns gesagt wurde, campieren sie aktuell nochmal 50km weiter, die wir dann aber nicht mehr fahren wollten. Ein paar Shops auf dem Bazaar unterhalten sie jedoch, die anhand der Farbenpracht doch deutlich hervorstechen.

Firuz Abas

Sogar Fanbedarf für die kommende EM scheint es hier zu geben.

Firuz Abas

Am Abend schauen wir noch bei den Gräbern der beiden großen iranischen Dichter vorbei. Für Iraner ein echtes Highlight. Ständig hört man Leute Verse aus dem Werk von Hafez vorsingen, und sich vor dem Grabstein fotografieren zu lassen, scheint mit das Größte zu sein, was einem hier passieren kann.

Erneut komme ich nicht dazu Shiraz selber richtig zu erkunden. Mit einem Iren, der einen echt harten Akzent spricht und dessen jedes zweite Wort "foacking" ist und dem Franzosen, mit dem ich gestern schon in Persepolis war, fahre ich heute nach Bishapur. Am morgen in Shiraz hatte es das erste mal geregnet, wobei gegossen es besser trifft und den Tag woanders zu verbringen war perfekt.

Nach welcher Logik die extrem bequemen VIP-Busse eingesetzt werden, habe ich noch nicht verstanden. Auf längeren Strecken wurden sie teilweise gar nicht eingesetzt, nach Kazerung, der ersten Etappe dauert die Fahrt nur zwei Stunden, bekommen wir aber einen VIP-Bus. Die Landschaft in den Bergen war einfach fantastisch.

Bishapur

Die Verhandlungen dort mit den Taxis stellt sich wieder als äußerst kompliziert raus. Keiner wollte akzeptieren, dass wir nur die Hinfahrt benötigen und das Taxi dort nicht 5 Stunden auf uns warten muss. Nach mehreren Telefonaten mit Englisch sprechenden Söhnen der Fahrer, haben wir sie dann aber doch irgendwann so weit.

Ein Highlight sollte die Höhle mit einer ca. 1800 Jahre alten Statue von Shapur I sein. Perfekt vorbereitet, wir hatten kaum Wasser und nichts zu Essen mit, kletterten wir dann anderthalb Stunden den Berg rauf.

Bishapur

Erstaunlicherweise warteten oben bereits mehrere Einheimische, die sich als Führer für die Höhle anboten. Alleine hätte man den ca. 800m Rundweg in der komplett unbeleuchteten, mit einigen Tropfsteinen versehenen Höhle wohl kaum hinbekommen.

Bishapur
Bishapur
Bishapur
Der Rückweg zum ca. 30km entfernten Kazerun gestaltete sich noch viel einfacher als erwartet. Vom Dorf unterhalb der Höhle dauerte es keine drei Minuten, bis uns ein Dorfbewohner zurück zur Hauptstraße nahm, wo dann noch die ehemalige Stadt und Palastanlage von Shapur I zu finden war.
Bishapur

Von dort nach Kazerun zum Busbahnhof sind maximal drei Autos an uns vorbeigefahren, bis der erste anhielt und uns mitfahren ließ. Mit seinen mindestens 75 Jahren fuhr er dann noch einen ziemlich heißen Reifen (mit 110km durch die 30-Zone). Bodenwellen, bei denen die meisten deutlich abbremsen, waren ihm völlig egal.

Gemeinsam mit einem tschechischem Pärchen und einem Franzosen machte ich mich heute nach Persepolis auf den Weg. Auf der Suche nach einem günstigen Taxi ist die Lage beinahe eskaliert. Ein nicht-offizieller Führer kam der Taximafia wohl in die Quere, als er uns anbot für deutlich Weniger die ca. 70km zu fahren, woraufhin die Taxifahrer ihn wüst beschimpften und sich im Preis immer weiter unterboten. Uns versuchten Sie klarzumachen, dass er als nicht zugelassener Fahrer eine echte Bedrohung darstellt. Am Ende ergriff er dann doch die Flucht aber wir bekamen unsere Taxifahrt zum Spottpreis.

Persepolis selber war nahezu ausgestorben - außer uns waren nicht viele dort unterwegs, so dass man die Stätte ganz in Ruhe genießen konnte.

Persepolis
Persepolis
Persepolis
Persepolis

Und auch wenn diese Moschee in Shiraz erst frisch gebaut wurde, finde ich sie doch optisch recht gelungen.

Shiraz

Der Chak Chak Tempel gilt als eine der wichtigsten zoroastrischen Feuertempel und Pilgerstätten. Überall in Yazd wird einem die Tour dahin angeboten und es gibt kaum jemand, der es wagen würde, in Yazd gewesen zu sein ohne Chak Chak zu besuchen. Tatsächlich gibt es wenige Orte, die mich mehr enttäuscht haben. Relativ moderne, uninspirierte Ziegelbauten, die zugegebenermaßen recht spektakulär an den Fels gebaut wurden, beherberigen den Raum, in dem das Wasser in zwei Blechschalen tropft (daher der Name) und ein ewiges Feuer brennt. Anderhalbstunden Anfahrt für drei Minuten Staunen. Wobei staunen heißt: Ach, das ist schon alles?

Chak Chak
Chak Chak

Glücklicherweise ist mit Kharanaq noch ein durchaus sehenswertes Dorf in der Nähe. Bei uns hätte man das Gelände wahrscheinlich wegen Einsturzgefahr weitläufig abgesperrt. Hier stattdessen darf man ungehindert darin rumklettern, in der ständigen Erwartung eine marode Decke zum Einsturz zu bringen. Aufgrund verschütteter Wege und verschiedener Etagen, auf denen man sich bewegen kann, kommt man sich relativ schnell wie in einem Irrgarten vor. Ist man erstmal weitgenug eingedrungen ist es gar nicht mehr so einfach einen Ausgang zu finden.

Kharanaq
Kharanaq

Der Iran schafft es immer wieder mich zu verblüffen. Nach sechs Stunden Fahrt in Shiraz angekommen, hatte ich erwartet auch hier wieder von Taxifahrern am Busterminal umringt zu werden. Statt dessen wird mit schon fast preußischer Ordnung an einer zentralen Stelle die Taxifahrt vereinbart, vorab am Schalter der standardisierte Preis bezahlt und man mit einem relativ neuen Wagen zu seinem Hotel gebracht - oder besser gesagt, gerast.

Die Autofahrer hier verdienen sowieso mal eine echte Anerkennung. Die Präzision mit der sie bei höchster Geschwindigkeit agieren ist einfach beeindruckend. Man hat zwar immer den Eindruck, dass sie einen möglichst nah ans Jenseits bringen wollen. Mit nur wenigen Zentimetern Abstand, wissen sie das aber genau zu steuern. Dabei ist es egal, ob es darum geht einem als Fußgänger eben gerade nicht zu überfahren oder dem kreuzenden Verkehr zuvorzukommen.

 

Perserteppiche begeistern mich ja schon länger, was liegt da also näher als in Isfahan, einem der Teppichzentren im Land, mal einen Teppichbazaar aufzusuchen. Allerdings nicht den im Zentrum, wo die Touristen abgezockt werden, sondern außerhalb, wo Einheimische und Händler kaufen. Das Angenehme hier ist, dass einen niemand zu irgendwas überreden will, sondern mir stattdessen eine Einführung in die Teppichkunde zuteil wird. Dass eine einzelne Person an einem Teppich (2x3m ca. 5 Mio Knoten) bis zu 3,5 Jahre sitzen würde war mir bisher nicht bewusst.

Weiter ging's nach Yazd, einer (Alt-)Stadt, die perfekt an die Wüste angepasst ist. Alle Gebäude sind aus den selben sonnengetrockneten Lehmziegeln errichtet. Überall findet man noch die traditionellen Windtürme, die ein wenig frische Luft ins Haus bringen sollen und natürlich gibt's auch hier eine Masjed Jame (Freitagsmoschee).

Yazd
Yazd

Diesmal sind es nicht die Kinder, die um Fotos mit mir bitten:

Yazd

Zum Sonnenuntergang auf einem Dachterrassencafé werden erstmal alle Anwesenden zum Kuchenessen eingeladen. Daniel (??? - zumindest klang sein Name so) hat Geburtstag und möchte dies mit allen feiern. Leicht skurril wird die Szene, als er sein Überraschungspäckchen öffnet und ein pink gefärbtes Küken zum Vorschein kommt. Für Iraner scheint das ein üblicher Geburtstagsgag zu sein.

Yazd
Yazd

Couchsurfing ist im Iran ein wirklich großes Ding. Offiziell zwar nicht verboten, aber nicht so richtig gerne gesehen - einige Gastgeber hatten schon massive Probleme mit der Polizei - sind dennoch Tausende dabei. Interessant sind jedoch die Motive, als Gastgeber aktiv zu werden. Der eine, ein strenger Moslem, glaubt, dass seine guten Taten Gästen gegenüber positiv vor Allah angerechnet werden. Der andere will einfach nur lustige Leute kennenlernen und mit Ihnen eine gute Zeit verbringen.

Gemeinsam mit meinem Gastgeber und zwei weiteren Touristen aus Australien, ziehen wir also durch Isfahan. Und tatsächlich gibt es hier sogar eine Art "Nachtleben". Im Armenischen Viertel, trifft sich Donnerstagabends die Jugend und "feiert" auf den Straßen, Kaffee- und Teehäusern. Die Kopftücher liegen gewagt nur auf dem kleinsten Teil des Hinterkopfs auf und bis auf den strikten Verzicht von Alkohol, könnte das Treiben so auch bei uns stattfinden.

Obwohl das Highlight hier eher in den Gesprächen und dem Erleben des im Halbschatten liegenden iranischen "way of life" liegt, bietet die Stadt eine stattliche Menge an unglaublichen Bauwerken und Sehenswürdigkeiten, die natürlich auch nicht verpasst werden dürfen. Wie prunkvolle Moscheen oder Paläste errichtet werden, haben sie hier verstanden.

Isfahan
Isfahan
Isfahan
Isfahan

Und auch mit richtig alten Bauwerken, ein zoroatristischer Feuertempel aus der zeit vom 1500 BC, kann gedient werden:

Isfahan

Am Freitag wird hier entspannt:

Isfahan

Als ich vom meinem Gastgeber darauf hingewiesen wurde, dass sie in der berühmten Jame-Moschee zur Gebetszeit keine Touristen in den Gebetsraum lassen, könnte ich ihn mithilfe dieses Fotobeweises locker vom Gegenteil überzeugen. Ganz im Gegenteil, wurde ich sogar eingeladen zuzuschauen.

Isfahan
Eine eher befremdliche Begegnung hatte ich heute mit einem Polizisten. Auf der Suche nach dem Eingang zum Palast, bin ich aus Versehen auf ein Verwaltungsgelände gelaufen und wurde dort vom wachdienstschiebenden Polizisten kurz reingebeten. Nach den üblichen Fragen, "where u from", "U like Iran", "U like Isfahan", wurde mir erklärt, ich sei jetzt sein Freund und ob er mich um einen Gefallen bitten dürfe. Und zwar sammle er japanische Radios, aber die Verkäufer auf ebay.com versenden leider nicht in den Iran. Ob er das Radio stattdessen zu mir nach Hause schicken lassen könne, ich solle es ihm dann weiterschicken. Wir alle wissen, dass man in drei Minuten keine Freunde gewinnt, aber vor den Kopf stoßen will man ja auch niemanden. Die Website von DHL schrieb dann glücklicherweise in dicken roten Lettern, dass man für den Versand in den Iran eine spezielle Ausfuhrgenehmigung benötigt und so hatte ich dann zum Glück doch noch eine akzeptable Ausrede gefunden.

Da bin jetzt also im legendären Isfahan, den Ort, den im Iran jeder sehen will. Und tatsächlich begegnet man hier den meisten Touristen. Und auch die Händler rund um den „Maidan Imam“ sind auf Touristen voll eingestellt. Nach ein paar Stunden hier, glaube ich fast alle Teppichhändler kennengelernt zu haben.

Isfahan

Teilweise ist es hart zu unterscheiden, ob man es mit einem Teppichhändler oder einfach einem interessierten Einheimischen, der sich nur unterhalten möchte, zu tun hat. Den ein oder anderen werde ich wohl etwas vor den Kopf gestoßen haben.

Ich weiß nicht, ob es an meiner Länge oder meinem grauen Bart liegt, aber überraschenderweise sind ausgerechnet hier Kinder und Jugendliche wieder angekommen um Selfies mit mir aufzunehmen. Nur die Art der Ansprache unterscheidet sich. Die Mädchen kommen langsam auf einen zu und fragen schüchtern, ob sie ein Foto machen dürfen. Die Jungs stürmen auf einen zu, umringen einen und schreien „Mister, Mister, Photo, Photo“.

Isfahan

Alleine die beiden Moscheen am Maidan sind schon ein absolutes Highlight.

Isfahan
Isfahan
Isfahan

Und einen Bazaar gibt's natürlich auch.

Isfahan

Die sogenannten "Historic Houses" sind ziemlich cool. Gebaut vor ca. 150-200 Jahren von wohlhabenden Händlern sind sie definitiv das Highlight von Kashan.

Kashan
Kashan

Die Fahrt in die Wüste war dafür eine leichte Enttäuschung. Nachdem mir mehrere Leute den Trip wärmstens empfohlen hatten, hab ich wohl mehr erwartet.

Die zuerst besuchte Moschee, war noch ziemlich beeindruckend. Die "Underground-City", angeblich die größte Untergrundstadt der Welt, sah halt so aus, wie es eben aussieht, wenn Tunnel und Räume in die Erde getrieben werden. Von den 4km sind allerdings nur wenige Meter zugänglich, weshalb die beeindruckende Größe primär durch Vorstellungskraft erfasst werden muss.

In der Wüste gab's aber wenigstens ein paar wilde(?) Kamele zu sehen.

Als Krönung hätte ich es zeitlich zwar noch zum letzten Bus nach Isfahan geschafft, leider war dieser schon komplett ausgebucht. Also noch eine Nacht in Kashan und morgen früh dann gen Süden.

Mein Tagesausflug heute vormittag führte nach Abyaneh, ca 90km südlich von Kashan. Das aus roten Lehmbauten errichtete Dorf soll mindestens 1500 Jahre alt sein.

Abyaneh

Alleine aus den Fotos von Türen und Toren könnte ich locker einen Kalender zusammenstellen - wer Bedarf hat bitte melden!

Abyaneh
Abyaneh

Die Strecke führte an einer unterirdischen "nuclear plant" vorbei, die mit viel Militär gesichert wurde und wo Fotografieren strengstens verboten war. Aber zu sehen gab's eh nix - war ja unterirdisch.

Zurück in Kashan wirkte die Stadt nahezu ausgestorben. Zwischen Mittag und half fünf passiert hier nix.

Kashan - Aghabozorg Moschee

Fast alle Läden haben geschlossen und auf den Straßen fährt kaum ein Auto. Dafür gibt's die Möglichkeit in der nicht mehr genutzen Moschee Badminton zu spielen:

Kashan - Aghabozorg Moschee

Der Bazaar besteht allerdings aus nur einer Hauptgasse - Verlaufen unmöglich.

Kashan - Bazaar

Die Menschen scheinen hier deutlich konservativer zu sein oder sich zumindest so zu kleiden. Im Gegensatz zu Teheran, wo die meisten Kopftücher gerade mal den Hinterkopf bedecken, laufen die Frauen hier überwiegend im Tschador (wörtlich übesetzt "Zelt") rum. Umso lustiger mutet es an, wenn man komplett verhüllten Teenagern begegnet, die gerade Aufklebtattoos mit riesigen Tribals erstehen, oder Frauen, die Unterwäsche in schreienden Bonbonfarben kaufen.
Und behaupte bitte keiner, mit Tschador könne man kein modisches Statement abgeben. Unendliche Möglichkeiten schwarz zu tragen:

Kashan - Bazaar

So wie es bei uns an jeder Ecke ne Kneipe gibt, findet man hier überall Saftbars. Zum Frühstück ist das ein idealer Einstieg, bevor ich mich heute nochmal durch das Gewühl im Bazaar gequetscht habe.

Die Gassen mit Mandeln, Pistazien, Walnüssen und Gewürzen machen den Eindruck, dass hier alle Vorräte der Welt gelagert werden. Unglaubliche Mengen, die sich hier stapeln.

Und nein, das sind jetzt keine unglaublichen Mengen - das sieht nur gut aus!

Sightseeing funktioniert hier eigentlich nicht richtig. An klassischen Sehenswürdigkeiten gibt es nicht viel und das wenige, was sich lohnen würde, wird von Baugerüsten verdeckt. Trotzdem lässt sich viel entdecken oder besser erfühlen. Wie es sich anfühlt auf einem Motorradtaxi durch den Verkehr zu rasen, muss man erlebt haben. Und falls die Straße zu voll wird, einfach auf den Fußweg auszuweichen und in bester James Bond Verfolgungsszenenmanier darauf zu hoffen, dass die Fußgänger aus dem Weg springen, ebenfalls.

Das hochgelobte Nationalmuseum kam etwas lieblos daher.

Lecker Oliven mit Granatapfel:

Morgens um vier kam ich dann also in Teheran an. Gefühlt war ich der einzige Nicht-Iraner an Bord der Maschine von Istanbul. Während sich im Flughafen an zehn Schaltern für die Einheimischen die Schlangen ewig zogen, war ich der einzige, der zum Schalter für „Foreigners“ durfte.

Stilecht bin ich am Flughafen wieder einem Taxifahrer aufgesessen. Die Frage nach dem Preis für die Strecke wurde locker abgewunken und aufs Taxameter verwiesen. Nachdem der erfreulich unseriös wirkende Fahrer mich dann zwei Etagen tiefer zu seiner dort verstecken, äußerst rustikalen Karre gezogen hatte, wurde der Fahrpreis natürlich einseitig nachverhandelt – ein Taxameter gab es selbstverständlich nicht. Das Programm hat aber dafür locker entschädigt. Beim Losfahren gab es eine erstklassige Fehlzündung mit Funken und allem was dazugehört. Der Fahrstil konnte ebenfalls kaum getoppt werden – am schönsten die Szene als mein Fahrer mit einem anderen Abdrängen an der Mautstation spielte und zum Finale beide die Fenster runterließen, um sich wüst zu beschimpfen. Dass die Karre von vorne bis hinten verbeult war und beim Fahren den Eindruck hinterließ, jeden Moment zu Staub zu zerfallen, versteht sich natürlich von selbst. Nichtsdestotrotz war der Fahrer am Ziel nicht zu toppen, als es darum ging, das richtige Haus zu finden und zwanzig Minuten jede wache Seele im Viertel mit an der Suche zu beteiligen. Diese Fahrt war jeden Dollar wert!

Ich dachte ja, ich kenne mit Jakarta und Hanoi schon volle Städte. Aber Teheran toppt das um Längen. Beim Besuch im Bazaar musste man die Beine nicht mehr selber bewegen – das wurde erledigt. Mehrere U-Bahnen waren so voll, dass keiner mehr reinpasste, auch mit Quetschen von Außen war nichts mehr zu machen. Und um sich Mittags ein Baguette zu holen, darf man auch nicht zimperlich mit den Mitmenschen sein. Die Menge an Hochhäusern, die aktuell noch gebaut werden ist beängstigend, Teheran wächst weiter. Bei einem Spritpreis von ca. 20Ct/l sind leider viele auch nicht bereit, auf die Metro (ca. 25Ct/Hin- und Rückfahrt) umzusteigen. Der angkündigte Smog ist aber nur halb so schlimm. Der blaue Himmel ist deutlich zu erkennen und die Sonne scheint ganz normal. Da wurden andere Schreckensszenarien aufgemalt.

Vor der ehemaligen US-Botschaft:

Kitsch by night:

Die Weiterfahrt von Kubu ist dagegen deutlich einfacher. Großteils über die Salzebene kann man quasi ruckelfrei drüberbrettern. Das Khama Rhino Sanctuary ist ein kleiner Nationalpark, dessen Aufgabe es ist, die minimale Nashornpopulation Botswanas aufrechtzuerhalten und zu vergrößern. Dies scheint ganz gut zu gelingen – haben wir doch einige Jungtiere bei unserer nachmittäglichen Pirschfahrt gesehen. Und auch ein paar hautnah Erlebnisse mit den Rhinos waren dabei.

Khama Rhino Sanctuary
Khama Rhino Sanctuary