Stolz präsentiert mir Ali das Schild, das Tabriz 2015 als Teppichhauptstadt adelt. Die Vielfalt des hier Angeboteten ist tatsächlich erschlagend aber nicht alles, was die Iraner oder besser gesagt Aserbaidjaner, die hier hauptsächlich leben, abfeiern, erschließt sich mir. Nomadische Satteltaschen, die zu Teppichen aufgearbeitet werden oder "antike" Beutel für Tabakpfeifen, die ich zu Hause wohl einfach entsorgen würde, weil sie zu lumpig aussehen, werden hier als Kunstwerke gehandelt. Bei einem erneuten Rundgang, diesmal mit dem Schwerpunkt "evt. Teppich fürs Arbeitszimmer finden" lerne ich viel über die Unterschiede zwischen Nomaden-, Dorf-, "Town"- und "City"-Teppichen, Wollqualitäten, Färbemitteln, Designs, ... Immer wieder fragen wir nach Preisen für Teppiche und wechseln vom Englischen ins Deutsche, wenn es darum geht das Angebot zu beurteilen. Ali verrät mir, dass ihn viele der Teppichhändler unterschätzen, da er mit seinen 32 Jahren eigentlich noch keine echte Ahnung zur Beurteilung von Teppichen haben dürfte. Familiär bedingt, bringt er wohl mehr Expertise mit als erwartet, und so entlarvt er manches Angebot als Beschiss.

Falls ich diese beiden Herren noch nicht vorgestellt habe: Chomeini und Chamene’i. Stets präsent an jedem Park, öffentlichem Gebäude und auch sonst überall.

Tabriz

Mehrstufig abgesetzte Minarette an der Freitagsmoschee:

Tabriz

Meine Fahrt nach Kandovan an Nachmittag hab ich kräftig versemmelt. Zunächst wurde ich mehrfach in die falsche Richtung für den Minibus nach Osku geschickt. Dann hab ich den richtigen Ausstieg aus dem Stadtbus verpasst, musste ziemlich lange warten, bis der Minibus gefüllt war und endlich abfuhr und schließlich hab dann wohl eins der ältesten Taxen in Osku erwischt, dass mich nach Kandovan in die Berge bringen sollte. Die Türgriffe im Taxi sahen so aus, wie die herrlich eckigen, verchromten Griffe unserer 70er Jahre Küche als ich klein war, und die Leistung des Motors um bergaufzukommen, entsprach wohl auch eher dem Standard dieser Zeit. Statt nur eine Stunde unterwegs zu sein, brauchte ich 2,5 Stunden und habe den Sonnenuntergang um 10 Minuten verpasst. Herausgekommen ist gerade noch dieses absonderliche Foto, auf dem die untergegangene Sonne den schneebedeckten Gipfel hinter dem Dorf zum Glühen bringt.

Kandovan

Mit dem Rest Tageslicht schaffe ich es aber zumindest doch noch das Dorf zu erkunden.

Kandovan

Der Rückweg verlief dann genau umgekehrt und in noch nicht einmal einer Stunde war ich zurück in Tabriz. Entgegen aller Erwartung und Erfahrung hat uns der Fahrer des Sammeltaxis nicht einfach am ersten Kreisel in Tabriz rausgeschmissen, sondern noch bis zur jeweils benötigten Kreuzung gefahren.