Nach vier Tagen im Amazonas sind wir wieder in Leticia. Wir schliefen in Hängematten in indigenen Dörfern, waren auf nächtlicher Caiman-Jagd, fischten nach Pirañas, beobachten Vögel, führen durch dichten Dschungel mit dem Kanu, schwammen in Seitenarmen des Amazonas und suchten nach Delfinen.
Mit unserem Guide Juancho und Jorge, dem Capitano des Boots, ging es für vier Tage auf dem Amazonas und seinen Seitenarmen nach Peru in den Regenwald. Offiziell reist man nicht ein, das Dreiländereck, Kolumbien, Peru und Brasilien kann quasi ohne Grenzen bereist werden.
Das Wasser war schon relativ hoch und stand mehrere Meter über dem Level in der Trockenzeit. Bedingt durch mehrstündige Gewitter und Regenfällen, wie man sie in Deutschland höchstens als kurze Schauer erlebt, stieg das Wasser innerhalb eines Tages um weitere 10-15 cm an. Wenn man die mit Wasser bedeckte Fläche bedenkt, erscheint das unglaublich.
Am ersten Tag ging es auf dem Gamboa, einem kleinen, hübschen Fluss auf Vogel und Faultiersuche. Begleitet wird man die ganze Zeit von Grillenzirpen in der Lautstärke von Bohrmaschinen oder Motorsägen und verschiedensten Vogelstimmen.
Dass man sich in der Wildnis befindet, erkennt man u.a. daran, dass Vögel und andere Tiere doch ziemlich scheu sind und sich beim Nähern des Bootes oder Stimmen schnell zurückziehen.
In der Nacht ging es dann auf Caiman-Jagd. Mit den Taschenlampen wurde das Gebüsch am Waldrand (Ufer gibt es quasi nicht, das Wasser ist überall) nach reflektierenden Augen Ausschau gehalten. Augen im Gebüsch bedeutet Caiman, Augen in den Bäumen, Eule. Bereits der zweite entdeckte Caiman war leichte Beute für Junacho, der, auf dem Bauch an der Spitze des Boots liegend, mit einem beherzten Griff den jungen Caiman einfing. Nach kurzer Fotosession durfte der Kamerad dann wieder ins Wasser.
Auf einem späten Spaziergang in den Wald, hinter dem indigenen Dorf unserer ersten Nacht, suchten wir noch nach Taranteln. Riesige, haarige Biester.
Am nächsten Morgen ging’s mit einem winzigen Kanu ins Dickicht. Juancho hätte es aus Sicherheitsgründen lieber nicht gesehen, dass wir zu einem kleinen See voller Caimane fuhren, aber Pastor (auch Crazy Monkey genannt), der Indio, mit dem wir fuhren, war das egal. Caiman-Rufe immiertend, antworteten jede Menge jüngerer und damit kleinerer Caimane. Als die Antwort Richtung Ende des Sees plötzlich zwei Oktaven tiefer ausfiel und ein mächtiges Platschen zu vernehmen war, war selbst Pastor der Meinung, jetzt lieber nicht weiterzufahren. Der Genosse klang wahrlich bedrohlich und maß nach Einschätzung Pastors wohl einige Meter.
Weiter ging es mit einigen weiteren Ausfahrten auf Gamboa und Seitenarmen und zur ersten Angelsession. Justin ist überzeugt davon, einige seiner Angelfreunde durchdrehen zu lassen, wenn er erzählt, dass er einen Deutschen kennt, der vorher noch nie in seinem Leben fischen war und dessen erster Fang ein Piraña war.
Es folgten noch einige mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, trotz Hochwasser und dadurch relativ schlechter Bedingungen, Pirañas, Sardinen, Catfisch und andere zu fangen. Am Ende des dritten Tages hatten wir jedoch soviel gefangen, dass mindestens sechs Leute davon satt werden konnten.
Mit einem Abstecher auf peruanisches und brasilianisches Festland, ging es zum letzten Delfin-Spotting und dann zurück nach Leticia, wo uns eine erfrischende Dusche erwartete.