Der Besuch bei meinem Patenkind Le war lang erwartet. Punkt acht wurde ich von einer Mitarbeiterin von Plan abgeholt und wir gingen erstmal ein paar Geschenke für die Familie kaufen. Zwei Kleider für das kommende Ted-Fest für die beiden Geschwister, eine warme Winterjacke, eine Wolldecke, Milch und Großflaschen Fischsauce und Küchenöl und jede Menge Süßigkeiten für die Kinder im Dorf. Man kommt sich schon etwas merkwürdig vor, warum man Fischsauce und Öl verschenken sollte, aber dazu später mehr.

Im Plan-Büro wurden mir erstmal die ganzen Projekte vorgestellt, die in drei Distrikten und mit über 3700 Patenkindern umgesetzt werden. Die reichen vom Aufbau von Latrinen, über Schulbauten und Maßnahmen zur Integration der Bevölkerung in die kommunalen Entscheidungsprozesse bis hin zu konkreten Unterstützungen für Familien sich z.B. eine Kuh, Schweine oder Hühner zu kaufen.

Die Fahrt ins Projektgebiet führte in die Berge. Zunächst war die Straße noch ganz normal, ging dann aber irgendwann in eine reine „dirt road“ über. Da ja aktuell relativ viel Regen gefallen ist, führten die Flüsse schon relativ viel Wasser und die Straße war zum Teil komplett durchweicht.

Besuch in der Provinz um Quang Ngai

Zerfahren von 20t schweren Lastwagen war dann kurz vorm Dorf meines Patenkindes Schluss, das Auto steckte fest. Die letzten Meter legten wir zu Fuß zurück. 

Besuch in der Provinz um Quang Ngai

Begleitet vom Distrikvorsteher, Security Officer und ehrenamtlichen Gemeindehelfern wurden wir im Haus von Les Großeltern begrüßt. Les Eltern sind derzeit in den Bergen um dort bei den Ernten zu helfen. Von November bis zum Ted-Fest verdienen die Familien so etwas Geld. 

Besuch in der Provinz um Quang Ngai

Le und ihre Schwester waren Angesichts der vielen Leute total schüchtern, freuten sich aber total über den Besuch. Es ist schwer zu beschreiben, wie es sich anfühlt, auf einmal inmitten dieser völlig anderen Welt zu sein. Man sieht eine deutliche Armut aber trotzdem erscheinen die Menschen nicht arm. Ich muss noch für mich sortieren, wie ich die Eindrücke dort am besten wiedergeben kann. Aktuell klappt das noch nicht. Wenn man jedoch sieht, dass es bereits an einfachster Infrastruktur mangelt und das ländliche Leben noch viel einfacher ist, als ich es mir vorgestellt habe, machen auch Geschenke zum reinen Lebensunterhalt plötzlich Sinn.

Besuch in der Provinz um Quang Ngai

Die Familie hat für mich ein Mittagessen vorbereitet und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir im ersten Moment nicht ganz klar war, wie ich das Essen hinunterbekommen sollte. Es gab Reis, Schwein und Fisch. Welche Teile es vom Schwein waren, kann ich immer noch nicht sagen. Es war zumindest nichts, wie wir es kennen, erkennbares darunter. Mit Hilfe der exzellenten selbstgebrauten Chili-Fischsauce war es aber durchaus essbar, wenn auch sehr fremdartig.

Zum Abschluss wurde zur Feier des Tages der selbsterzeugte Reiswein vorgeholt. Aus einem großen Tonkrug wurde eine Kelle Reis mit Flüssigkeit gefischt, aus der sich jeder etwas davon nahm. Dabei ging es Reihum - es gab nur einen Löffel. Der Reiswein war ziemlich stark, schmeckte aber gar nicht mal schlecht.

Besuch in der Provinz um Quang Ngai

Anschließend brachten wir Le noch zur Schule. Da nur zwei Klassenzimmer zur Verfügung stehen, wird in Schichten unterrichtet. Morgens von 7-11 die eine, Nachmittags von 13:30 bis 17 Uhr eine andere Gruppe. Für die ganzen Kinder im Dorf und der Schule war ich die Attraktion. Allzuviele Westler haben sie wohl noch nicht gesehen.

Auf Anraten der Plan-Mitarbeiter hatten wir eben auch Süßigkeiten für die ganzen Kinder besorgt. Leider flog jetzt aber der ganze Plastikmüll der Bonbons dann durch die Gegend. Hmmm, nicht so toll.

Auf dem Rückweg sollte ich mir noch eine weitere Schule anschauen, die Plan dort gebaut hat. Aber auch dort kamen wir mit dem Auto nicht durch. 

Besuch in der Provinz um Quang Ngai

Für den späten Nachmittag wurde mir noch empfohlen eine Pagode zu besichtigen. Ich hatte zunächst nichts besonderes erwartet, war dann aber mächtig begeistert. 

Thien An Pagoda, Quang Ngai

Mit keinem Wort im Reiseführer erwähnt, war das die interessanteste und weitläufigste Tempelanlage, die mir in Vietnam bisher begegnet ist. Auch wenn die Vietnamesen doch manchmal den Hang haben, tüchtig ins Kitschige abzudriften.

Thien An Pagoda, Quang Ngai

Ein bisschen Kitsch hab ich dann auch noch selber produziert:

Thien An Pagoda, Quang Ngai